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14. März 2006

Olivenbaumpflanzaktion in Palästina

Mitte Februar besuchten Kathrin Vogler ( Geschäftsführerin beim Bund für soziale Verteidigung ) und ich (Jürgen Glökler, im Vorstand) „unsere“ Friedensfachfrau Anna Crummenerl , die auf einem Hügel bei Azaria mit den zwangsangesiedelten Jahalin-Beduinen eine hervorragende Friedensarbeit macht.
Am Montag, dem 13.2., am jüdischen Tag des Baumpflanzens, sollte eine Baumpflanzaktion in Palästina stattfinden, organisiert von den Rabbis for Human Rights, einer israelischen Friedensorganisation , die sich für die Rechte der Palästinenser einsetzt. Als ich davon hörte, wollte ich sofort dabei sein, da ich schon oft gelesen hatte, dass israelisches Militär und Siedler bewusst Olivenbäume zerstören, eine der wichtigsten Lebensgrundlagen der palästinensischen Bevölkerung und auch ein Symbol des Landes. Jonas, ein Freiwilliger für ein Jahr, der Anna wunderbar unterstützt und ergänzt, erzählte allerdings, dass einige Zeit vorher ein ähnliches Vorhaben von Siedlern gestoppt worden sei. Diesmal seien es aber 3 Busse, und Siedler wohnten nicht in unmittelbarer Nähe. Jonas und ich nahmen also in einem der 3 Busse Platz, voll mit Menschen, die vorwiegend hebräisch oder englisch sprachen. Von Jerusalem aus fuhren wir durch das wunderbare, schluchtenreiche, felsige Land. Es waren aber neben anderen Bäumen auch viele Olivenhaine und in den Tälern Felder zu sehen. Was mich aber erschreckte waren vor allem um Jerusalem herum, schon in palästinensischem Gebiet, ungeheuer viele und breite Autobahnen, die ohne Rücksicht auf die Landschaft durch die Berge geschlagen waren. Die alten Straßen, die sich der Landschaft anpassten, waren aber durch Felsen und Schutt unpassierbar gemacht. Unterwegs durften wir locker die zahlreichen Checkpoints passieren, während die Palästinenser z.B. vor Nablus, ob jung oder alt, aus ihren Taxis aussteigen und mit ihren zahlreichen Gepäck ca. 3-4 km zu Fuß in die Stadt laufen mussten.
Beim Aussteigen empfing uns viel Militär, junge Männer und Frauen, immer mit der MP im Anschlag, um uns vor den Siedlern zu „schützen“. Hügelan, immer wieder von Militär umgeben , treffen wir auf Traktoren mit Anhängern voll kleiner Olivenbäume, ich schätze ca. 1000 Stück .Dazu kamen auch palästinensische Bäuerinnen und Bauern, z. T. auf Pferden mit farbenfrohen Decken und mit Eseln , deren Tragtaschen sie mit Olivenbäumen beladen. Jona, zwei weitere Freiwillige aus Deutschland und ich nehmen uns ebenfalls ein Bäumchen und warten gespannt auf den Beginn der Baumpflanzaktion. Plötzlich winken uns drei Bäuerinnen und ein Bauer zu sich und bedeuten uns, mit ihnen zu kommen. Zusammen mit ihrem Esel, in dessen Taschen rund zwei Dutzend Bäume stecken, wandern wir bergauf über Steine und feuchte Erde, während all die anderen in eine andere Richtung verschwinden. Dann geht es in Serpentinen bergab vorbei an blühenden Mandelbäumen, roten Anemonen, Veilchen und anderen blühenden Wildblumen hinunter zum terrassenförmig angelegten Olivenhain der Palästinenser. Hier stehen junge Oliven, die ja 30 Jahre brauchen, bis sie Früchte tragen. Nun pflanzen wir in die vorhandenen Lücken. Auch die Palästinenserinnen in ihren traditionell reich bestickten Samtkleidern arbeiten bei der schweren Arbeit mit Pickel und breiter Hacke mit .Die ältere findet zielsicher die richtigen Pflanzstellen mit genügend Erde, selbst wenn von den jungen Männern ganze Felsbrocken zur Seite gerollt werden müssen. Hier ist eine ruhige friedliche Atmosphäre ohne Militär und Siedler , im Tal jedoch sieht man Nablus, was immer wieder in die Schlagzeilen gerät und über uns scheint eine Siedlung gewesen zu sein, der Hügel und die Überreste deuten daraufhin. Die ältere Bauerin bedeutet mir mit Gesten, dass die frischen Felsbrocken, die in ihrem Hain liegen, einfach rücksichtslos beim Wegebau in ihr Feld rollten und nicht wieder entfernt wurden; dies habe ich des Öfteren beobachten können.
Anschließend laden die Bauern trockenes Feuerholz auf ihren Esel und verabschieden sich herzlich, bevor sie auf einem Pfad in ihr Dorf ziehen. Am Ausgangspunkt , während wir auf unseren Bus warten , ziehen zuerst drei große Ziegen- und Schafherden an uns vorbei und plötzlich hält ein gepanzerter Jeep vor uns: Ein Siedler, wie mir später gesagt wurde, filmte uns in aller Ruhe von oben bis unten, ohne dass die Israelis sich dagegen wehrten oder das Militär eingriff. Auf meine späteren Vorhaltungen hin wurde mir gesagt, dass sich mit den Siedlern niemand anlegen will und sie anscheinend allmächtig sind. Auch auf der Rückfahrt passierten wir „natürlich“ locker die Checkpoints, wir haben ja gelbe Nummernschilder, im Gegensatz zu den grünen der palästinensischen Fahrzeuge. Von kritischen Israelis hörte ich, dass diese martialischen Kontrollen nur bedingt der Sicherheit dienen, sie sprechen von „ Rassismus“. Wir sehen unterschiedliche palästinensische Dörfer, manche sehen von weitem sehr modern aus, aber auch Siedlerdörfer, die man an den roten Ziegeldächern und ihrer exponierten Lage erkennen kann. Vor Jerusalem – immer noch auf palästinensischem Gebiet - sind natürlich die riesigen Siedlungen nicht zu übersehen: Ma’ale Adumin hat z. B. 35 000 Einwohner.

Jürgen Glökler

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